3. Resonanzen zu Aufführungen

Presse-Echo zum Programm Nr. 1

Westfälische Nachrichten vom 30. Januar 2003

Die münsterische Marseillaise

Liederabend im Landesmuseum

Einen Liederabend mit dem Titel "Freiheit, die ich meine..." bringt am Freitag (31. Januar) um 19 Uhr im Landesmuseum, Domplatz 10, historisch-politische Lieder aus der Zeit der Erhebung der Deutschen gegen Napoleon zu Gehör. Mitwirkende sind Programmacher Dr. Johannes Schwarte (Texte und Gesang), Markus von Hagen (Sprecher und Rezitator), Ralf Junghöfer (Flügel) und Markus Stegmann (Schlagzeug).

Der Liederabend verdeutlicht das Erwachen des Zusammengehörigkeitsgefühls der Deutschen sowie ihren Wunsch nach Überwindung der deutschen Kleinstaaterei und nationalstaatlicher Einigung. Auch die Enttäuschung der Freiwilligen von 1813 aufgrund der Ergebnisse des Wienere Kongresses verdeutlicht er. Die letzte thematische Einheit des Abends ist der Kritik an der Politik Metternichs gewidmet.

Ein besonderes "Schmankerl" dieses Abends sind zwei Lieder in "Niederstift Münsterscher Mundart" auf die Melodie der Marseillaise, die womöglich ihre Uraufführung erleben. Sie sind erst vor einigen Monaten im Landesmuseum von dem Geschichtsstudenten Claucio Serra Domingues gefunden worden. Er hat sie in der westfälischen Zeitschrift "Hermann" entdeckt. Es ist nicht wahrscheinlich, dass die beiden dort abgedruckten Lieder damals auch gesungen worden sind. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass sie womöglich erst am morgigen Freitag ihre Uraufführung erleben. Die Funde sind in keinem einschlägigen Liederbuch mit historisch-politischen Liedern zu finden.

Die Verwendung der Melodie der Marseillaise für antinapoleonische Lieder verlieh diesen selbstverständlich besonders provokatorischen Charakter. Das eine Lied heißt "Das unterdrückte Lied der Westfälinger im Jahre 1809". Es beginnt mit der Frage: "Watt wullt du Frümdlink in Westphalen?" (Was willst Du Fremdling in Westfalen?), und das andere trägt den Titel "Der Triumphgesang der befreiten Westfälinger nach der Schlacht von Leipzig 1813". Es knüpft bewußt an den Beginn des Liedes von 1809 an und beginnt mit der triumphierenden Festsstellung: "Weg is de Fründlink ut Westphalen".

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Westfälische Nachrichten vom 03. Februar 2003

Ganz viele Strophen gegen Napoleon

Historisch hieb- und stichfester Liederabend im Landesmuseum

"Wat wullt du Frümdlink in Westfalen?" Auch im Land des Pumpernickels hätten sie den welchen Eindringling am liebsten wieder auf die andere Seite des Rheins geschickt. Oder ihn gleich im heimischen Moor versinken lassen. Da der kleine Mann sich aber überall dort sehr breit gemacht hat, was wir heute Deutschland nennen, blieb der Traum von einer zweiten Hermanns-Schlacht zunächst nicht mehr als ein frommer Wunsch. Im Niederstift-Münsterschen Dialekt und auf die Melodie der Marseillaise. Was für eine Provokation!

Dank der Findigkeit des Geschichtsstudenten Claucio Serra Domingues, der "Das unterdrückte Lied der Westfälinger" in der Zeitschrift "Hermann" entdeckt hat, wissen wir es also nun: Es gab zwar keinen Andreas Hofer der norddeutschen Tiefebene, aber auch in Westfalen erwachte der deutsche Michel aus seinem viel beschworenen Dornröschenschlaf und machte sich Luft in bösen, für heutige Ohren auch recht komischen Spottliedern über Bonaparte. Und fast 200 Jahre später werden sie endlich gesungen. Von Dr. Johannes Schwarte.

Der hat diese Lieder neben anderen Protestsongs aus der Zeit der Freiheitskriege zu einer fast dreistündigen musikalischen Geschichtsstunde zusammengestellt. Passend zur "Schlendiran"-Ausstellung im Landesmuseum. Mit Markus von Hagen als Lehrer und allerlei begleitenden Bildprojektionen. Das Motto: "Freiheit, die ich meine..."

Es war schon manchmal schwer zu ertragen: der nationaldeutsche Patriotismus, der sich an dem gemeinsamen Napoleon-Hass auf dem Flickenteppich entzündete. Dennoch: Begleitet von Ralf Junghöfer am Flügel und den Schlachtgeräuschen von Markus Stegmann am Schlagzeug trug Schwarte die Lieder eindrucksvoll vor. Von Max von Schenkendorfs "Freiheit, die ich meine", über Theodor Körner bis Ernst Moritz Arndts aufrechter Frage "Was ist des Deutschen Vaterland?". Es sind Lieder, die eindrucksvoll kündigen vom erstarkenden Widerstandswillen, dem gemeinsamen Traum von einem geeinten Deutschland oder einfach nur von hämischem Spott über Napoleons Niederlagen in Rußland, Leipzig oder Waterloo. Aber auch von Enttäuschung nach dem Wiener Kongreß.

Das alles war historisch glänzend recherchiert, enorm informativ, aber für einen "Liederabend" etwas üppig. Es war eine Geschichtsstunde mit vielen Quellen und vielen Liedern.

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Münstersche Zeitung vom 03. Februar 2006

Freiheit und Kriegsgeschrei

Politische Lieder gegen Napoleon im Landesmuseum

Entzündet durch die napoleonische Fremdherrschaft bildete sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine patriotische Gegenbewegung in Deutschland, die nicht nur nach Freiheit, sondern auch nach der Einheit des zersplitterten Landes strebte. Ebenso Zeugnis wie auch Katalysator dieser Bewegung waren die massenhaft entstehenden politischen Lieder. Begleitend zur "Schlendrian"-Ausstellung über Westfalens Aufbruch in die Moderne ließ Johannes Schwarte mit einem Liederabend in Münsters Landesmuseum die damalige Stimmung wieder aufleben.

Begleitet von Flügel (Ralf Jünghöfer) und Schlagzeug (Markus Stegmann) trug der Bariton die mitunter recht martialischen Stücke vor. Man konnte gut ermessen, welche Wirkung diese frühen "Agitprop"-Lieder gehabt haben müssen. Politisierten sie doch das Volk, das zunächst Napoleon gegenüber duldsam und passiv geblieben war, wie Schwarte in seinen informativen historischen Einführungen, die Markus von Hagen vortrug, erläuterte.

Die Stücke selbst haben thematisch nur eine relativ geringe Spanne. Mal ist es die pure Freiheitssehnsucht – wie in "Freiheit, die ich meine" (Max von Schenkendorf, 1813). Mal findet die Suche nach nationaler Identität in den Liedern statt, etwa in Schenkendorfs "Muttersprache, Mutterlaut".

Die weitaus größte Zahl sind aber reine Kampflieder, die gegen die Besatzer aufstacheln und "Franzosenblut" fließen sehen wollen. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 kamen noch hämische Triumphlieder dazu.

In diesen Kategorien hatten die Westfalen etwas beizusteuern. Erst kürzlich sind in Münster zwei niederdeutsche Befreiungslieder gefunden worden, die Schwarte sang: "Das unterdrückte Lied der Westfälinger" (1809) und der "Triumphgesang der befreiten Westfälinger nach der Schlacht bei Leipzig" (1813), beide provokanterweise auf die Melodie der "Marseillaise". Schwarte und seine Musiker interpretierten die Lieder nicht nur trefflich, sondern sortierten sie auch zwischen Reformorientierung und Chauvinismus passend ein.

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Neue Osnabrücker Zeitung / Westfälische Tagespost vom 14. April 2003

Wiederentdeckt: Wat wullt du Frümdlink in Westphalen?

Hiostorisch-politischer Liederabend im Stiftshof in Leeden

"Ich denke, Sie werden ein Erlebnis haben", meinte Leedens Heimatvereinsvorsitzender Rudolf Rogowski am Donnerstagabend im Stiftshof. Er sollte Recht behalten. Unter dem Titel "Freiheit, die ich meine" wurde dem Publikum ein Abend mit politischen Liedern präsentiert, der Geschichte lebendig werden ließ: Genauer die Zeit der Freiheitskriege.

Ein interessantes Ensemble hatten sich der Leedener Heimatverein und die evangelische Kirche zur Veranstaltungsreihe "Vom Krummstab zum Adler – Säkularisation in Westfalen 1803 – 2003" da in den Stiftshof geladen: Dr. Johannes Schwarte als Sänger (Bariton), Markus von Hagen als Sprecher sowie die beiden Musiker Ralf Junghöfer am Klavier und Markus Stegmann am Schlagzeug – zahlreiche Dias nicht zu vergessen. Alles zusammen bildete ein historisches Hörbild.

Gut erklärt war halb gewonnen, und so betonte Markus von Hagen, das Volkslied sei 1813 führend in der öffentlichen Meinungsbildung gewesen. Im Volkslied sei die Empörung und der Widerstandswille gegen Napoleon zum Ausdruck gebracht worden. Präsentiert wurden sie in einer Medien-Mixtur, die ihre Wirkung nicht verfehlte.

"Ist denn das gewißlich wahr?" interpretierte Dr. Johannes Schwarte ein Lied auf den Rußlandfeldzug 1812. Schlachtenbilder und dann im Anschluß daran Anblicke des schmählichen Verlustes ließen einen Eindruck von der Politik der verbrannten Erde gewinnen. Zum Hintergrund: Napoleon war mit 600 000 Mann gegen Rußland angetreten, vom Winter überrascht worden und mit nur 30 000 zurückgekehrt. Viele waren erfroren und verhungert, weil die Russen zuvor ihre eigenen Felder und Städte abgebrannt hatten.

Polithistorisches Lieder-Highlight des Abends war dann der Titel "Watt wullt du Frümdlink in Westphalen?", ein Lied, das erst jüngst im Münsteraner Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte entdeckt worden war. Quasi zum Mitsingen war "Das unterdrückte Lied der Westfälinger im Jahre 1809" in Münsteraner Mundart. Das Publikum blieb aber zurückhaltend und überließ Schwarte den Part der Interpretation.

Und das Publikum? "Gerade diese Zusammenstellung von Bildern, Musik und Informationen gefällt mir sehr gut", meinte einer der Anwesenden in der Pause. "Das wird lebendig. Ich konnte gut folgen", hieß es weiter. "Ich bin gespannt, was noch kommt", meinte eine andere.

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Tecklenburger Landbote vom 12./13. April 2003

Geschichtsunterricht der klingenden Art

Liederabend im Stiftshof rankt sich um die Zeit des Umbruchs

Von Haus aus ist Dr. Johannes Schwarte leidenschaftlicher Fotograf. Beruflich hat es den Münsteraner als Lehrer in die Schule verschlagen – Fachgebiet Geschichte. Und in seiner Freizeit ist Schwarte nicht nur Historiker, sondern auch leidenschaftlicher Sänger. Dass sich diese Mischung gut ergänzt, präsentierte er Donnerstagabend im Stiftshof.

Historisch-politische Lieder gemischt mit informativen Texten und Bildern aus der Zeit der Erhebung der Deutschen gegen Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts: Das Thema, dessen sich der Sänger Schwarte, Markus von Hagen als Sprecher und Rezitator sowie die beiden Musiker Ralf Junghöfer (Klavier) und Markus Stegmann (Schlagzeug) für fast drei Stunden annahmen, hätte mehr Publikum verdient gehabt. Da waren sich die Veranstalter, evangelische Kirchengemeinde und Heimatverein, einig.

Das Quartett, das die Veranstaltungsreihe "Vom Krummstab zum Adler – Säkularisation in Westfalen" fortführte, ließ Geschichte lebendig werden. "Mit der Fülle an Liedern aus dem 19. Jahrhundert könnten wir zwei Abende füllen", eröffnete Markus von Hagen den Abend und berichtete vom erwachenden Nationalbewußtsein der Deutschen, von der Ablehnung Napoleons, vom Widerstandswillen in Westfalen, der Völkerschlacht bei Leipzig, der Schlacht bei Waterloo und schließlich der Niederlage des französischen Kaisers. Das alles hatten die Zeitgenossen in witzig-ironische, klagende, hintergründige Lieder gefasst.

Fazit der Besucher: "Das war gesungener Geschichtsunterricht. Ein beeindruckendes historisches Hörbild". Sie fühlten sich entführt auf eine Reise in nicht allzu ferne Vergangenheit, wähnten sich förmlich mitten in der wachsenden Bereitschaft der Deutschen zum Widerstand gegen Napoleon. Diesen Eindruck förderten Dias, bissige Karikaturen und jahrelang recherchiertes Hintergrundwissen von Schwarte.

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Gütersloher Zeitung vom 02. März 2004

Klingendes Klassenzimmer

Viertes Fachwerkkonzert als Geschichtsstunde

Eine Geschichtsstunde der besonderen Art hielt Dr. Johannes Schwarte aus Münster am Sonntagabend im Verler Heimathaus ab. Als Quellen trug er in reifem Bariton deutsche Lieder der napoleonischen Ära vor, die die Stimmung unserer Vorfahren trefflich wiedergaben, begleitet von Ralf Junghöfer am Flügel und dem Schlagzeuger Markus Stegmann. Fürs Auge hat der Geschichtslehrer seinem Vortrag minutiös die passenden Dias beigeordnet.

Die fälligen Erklärungen über Bild- und Liedinhalte, historische Hintergründe und Entstehung verlas der Rezitator und Sprecher Markus von Hagen, der aber auch die eine oder anderes Textquelle souverän mit Leben erfüllte.

Napoleon und die deutschen, dieses Thema hält Schwarte in der Historik für unterrepräsentiert. Natürlich sind die Daten, Schlachten, Verträge und ihre Folgen hinreichend bekannt. Aber wie fühlte sich die französische Fremdherrschaft für die betroffenen Bürger der Länder an, die später einmal zu Deutschland werden sollten? Schließlich hatte gerade diese Zeit das Aufkeimen eines deutschen Nationalbewußtseins zu Folge, das wider alle Kleinstaaterei den gesamten deutschen Sprachraum umfaßte.

Nicht immer nett, aber ehrlich

Im oft anonym verfaßten, vielfach auf bekannte Melodien gedichteten politischen Lied wurde das damalige Volksempfinden zuverlässig konserviert und leuchtet bis heute die damalige Sicht auf Rußlandfeldzug, Völkerschlacht, deutschen Einmarsch in Paris oder Waterloo aus; nicht immer nett, aber ehrlich. Die harschen Kommentare zum Wiener Kongreß und zu Fürst von Metternich dürften dem Adel jedenfalls nicht geschmeckt haben.

Schwarte hat für dieses Liedgut die passende Stimme. Sein reifer Bariton schmetterte mit Verve und in deutlicher Aussprache die unzensierte Vertonung des Volkszorns und gab akustisch überzeugend den Haudegen. Gut, daß er gleich eingangs klarstellte, keine politischen Bekenntnisse abzulegen, sondern historische Quellen zu transportieren; nur so verhinderte er eine Braunfärbung des Abends.

Markus von Hagen verlas die detailreichen, interessanten Erläuterungen, die dem Publikum das Eintauchen in die historische Volksseele erleichterten, wohlstrukturiert und -betont.

In die Seele des deutschen Michel einfühlen

"Wackere Preußen! Geliebte Landsleute!" Von Ernst Moritz Arndt bis zum Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. personifizierte der Rezitator mit wandelbarer Stimme und wechselnden Akzenten gekonnt die Verfasser hochdramatischer Aufrufe, erweckte die Textquellen zum Leben. Ralf Junghöfer paßte seine Flügelbegleitung sensibel an den jeweiligen Liedtext an: Hier klang jede Strophe anders.

Schlagzeuger Markus Stegmann verließ trotz variantenreicher Perkussion und martialischer Trommelwirbel nie den piano-Bereich.

Höchste Konzentration bedeutete der Abend auch für Claucio Domingues, der auf die Sekunde genau die richtigen Dias auf die große Leinwand projizierte. Das Resultat: Die Besucher konnten sich jenseits der mitgelieferten Fakten in die Seele des deutschen Michel einfühlen und sich gefühlsmäßig in eine schwierige Zeit hineinversetzen.

Obwohl so mancher auf dem Heimweg selbstvergessen nationalhistorische Lieder trällerte: Angesichts der drastisch dargestellten Greuel der zahlreichen Schlachten freut sich wohl ein jeder, im Jahr 2004 zu leben.

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Presse-Echo zum Programm Nr. 2

Westfälische Nachrichten vom 20. September 1999

Aus dem revolutionären Volksgut

Ein etwas anderer Liederabend im Landesmuseum

Zwei Jahre Gefängnis drohten einem noch vor einem Jahrhundert, wenn man das "Weberlied" von Heinrich Heine öffentlich in den Mund nahm. Der dreifache Fluch auf Gott, König und Vaterland paßte in anderen Epochen ebenfalls nicht in die deutsche Geschichte und auch noch manch andere "Volkslieder" mit revolutionärem Potential der Arbeiterschaft standen auf dem Index der verschiedenen Herrscher. An ihnen ließe sich eine Periodisierung der deutschen Geschichte entwickeln, denn die politisch explosiven Lieder zeigten deutlicher als sonstige Quellen, "wie Emotionen politische Wirkungen erzeugen können".

Der münsterische Geschichtslehrer Dr. Johannes Schwarte hat aus dieser Erkenntnis heraus einen Abend mit "historisch-politischen Liedern aus des deutschen Michels Vaterland" gestaltet, der im Rahmen der Ausstellung "Für Recht und Freiheit. Westfalen und Lippe in der Revolution von 1848/49" am 23. September um 19.30 Uhr im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte stattfindet. Mit 28 Liedern will der passionierte Sänger eine "authentische und dichte historische Atmosphäre" schaffen, die das Geschichtsverständnis erleichtere. Illustriert durch 300 Dias und erläutert durch historische Fakten will er ein "Hörbild" schaffen, daß die dokumentierende Ausstellung um den Aspekt der "gesungenen Tradition" ergänzt.

Ein fröhliches Jägerlied wird kurzerhand zum Jagdaufruf "auf jedes Kronentier", die Melodie des idyllischen Liedes "Es liegt ein Schloß in Österreich" dient zu einem Spottlied auf das "schläfrige Reich" Deutschland, und zahlreiche Trinklieder werden zu politischen Kampfparolen umgedichtet. Nicht immer war es leicht für Schwarte, die Melodien zu den vorhandenen Texten zu recherchieren. Das Volksliedarchiv Freiburg war ihm mit Auskünften behilflich.

Entstanden ist ein einzigartiges Repertoires, das nicht nur "nostalgisch und emotional aufheizen", sondern einen "erheblichen Beitrag zur politischen Bildung leisten" wolle, erklärte der Kurator der Ausstellung, Dr. Siegfried Kessemeier.

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Münstersche Zeitung vom 23. September 1999

Die erste Internationale

Bariton Schwarte sang Revolutionslieder

Der Liederabend zur Ausstellung: Unter dem Motto "Freiheit, die ich meine..." sang Bariton Johannes Schwarte in Münsters Westfälischem Landesmuseum historisch-politische Lieder zur Erinnerung an die Revolution von 1848. Begleitet wurde er von Ralf Junghöfer am Flügel und von Marc Gosemärker am Schlagzeug.

Knapp 30 Protest-, Revolutionslieder und Moritaten füllten das dreistündige Programm und gaben einen Überblick über die Zeit von den Napoleonischen Befreiungskriegen bis hin zum Katzenjammer nach der niedergeschlagenen Revolution von 1848. Moderatorin Beate Reker erläuterte zwischen den Liedern den historischen Kontext. Diaprojektionen zeitgenössischer Gemälde und Karikaturen rundeten den Abend ab.

Er wolle die ausgewählten Lieder nicht nach modernen Kunstkriterien vortragen, sagte Schwarte, sondern zeigen, wie die Menschen des 19. Jahrhunderts ihre Geschichte emotional erlebt haben. Mit "Freiheit, die ich meine" fing es an. Das 1813 von Max von Schenkendorf verfaßte Lied rief das Volk auf, Deutschland von Napoleon zu befreien. Das gelang zwar, war dann aber auch wieder nicht recht. Denn die Politik Metternichs brachte die erhoffte Freiheit keineswegs. So will der Sänger in der "Fürstenjagd" kurzerhand den ganzen Adel aus dem Land jagen.

Euphorie herrschte nach der französischen Juli-Revolution von 1830 auch hierzulande. Auf dem Hambacher Fest forderte man in Liedern die deutsche Einheit. Richtig düster wurde es im Vormärz nach der Niederschlagung des schlesischen Weberaufstands. "Deutschland, wir weben dein Leichentuch, wir weben hinein den dreifachen Fluch", dichtete Heinrich Heine aus dem Exil und verwarf damit Gott, König und Vaterland auf einen Streich. Kein Wunder, daß das Absingen dieses Liedes unter strenge Strafe gestellt wurde. Und die historische Drohung wirkte offenbar nach, denn Schwarte trug diese schaurig schöne Ballade mit sehr verhaltenem Tempo vor.

Im Revolutionsjahr 1848 dichtete Ferdinand Freiligrath eine deutsche Marseillaise, und in dem Revolutionslied "Sei mir gegrüßt, du freies Licht" schuf ein unbekannter Textdichter mit den Worten "Die Welt sei unser Vaterland" die allererste Internationale. Groß war die Klage nach dem Scheitern der Revolution, aber ein ebenfalls unbekannter Verfasser hält in dem Lied "Vaterlands Trost" die Hoffnung auf Freiheit und Einheit weiter aufrecht.

Schwarte dichtete dieses Stück eigenmächtig fort bis zur aktuellen deutschen Wiedervereinigung und entfachte beim Finale, das mit "Leuchte allen Menschen unterm Sternenzelt" anhebt, Beethovensches Freudengefunkel. Als Zugabe trug er dann noch eine auf die Stasi gemünzte Parodie von "Die Gedanken sind frei" vor, bevor er die Zuhörer in ihren unrevolutionären münsterschen Feierabend entließ.

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Westfälische Nachrichten vom 25. September 1999

Das Gefühlsleben in revolutionären Zeiten

Liederabend zur 1848-Ausstellung im Landesmuseum

Am Anfang standen Enthusiasmus und Kampfgeist. "Fürsten zum Land hinaus!" und "Die Gedanken sind frei" schallte es durch das Land. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit hieß die Parole. Knapp 20 Jahre später, nach blutigen Schlachten, folgte das bittere Ende: Zorn, Enttäuschung und Wehklage lösten die Euphorie ab.

Mit welch emotionaler Kraft die Revolution von 1848/49 angereichert wurde, konnte man am Donnerstagabend im Landesmuseum erleben. Begleitend zur Ausstellung "Für Freiheit und Recht. Westfalen und Lippe in der Revolution von 1848/49" vermittelte ein politisch-historischer Liederabend sowohl die Gefühlslage als auch den Verlauf der Revolution.

In der gelungenen Mischung aus erläuternden Hintergrundinformationen von Beate Reker, parallel gezeigten Dias von Schauplätzen, Gemälden oder Katikaturen und musikalischem Vortrag von Dr. Johannes Schwarte (Bariton), Ralf Junghöfer (Flügel), und Marc Gosemärker (Schlagzeug) fand der Abend zu einer vielseitigen und leicht zugänglichen Form. Ausgewogen und mitunter durchaus kritisch präsentierte sich auch die inhaltliche Gestaltung. Vom Aufkeimen der Revolution 1830 bis zu ihren Nachklängen reichte der Bogen, der allerdings an manchen Stellen durch eine Kürzung des Programms nichts eingebüßt hätte.

Überwiegend getragen und feierlich lieh Schwarte den politischen Stimmungsbildern der Zeit seine Stimme. Nur gelegentlich zeigte er sich keck und bissig, etwa im spöttischen Lied "Michel, warum weinest Du?", mit dem er im Dialog mit Ralf Junghöfer die Kritik am deutschen Wesen und den sozialen Verhältnissen aufzeigte. Tiefen Eindruck hinterließ er mit dem Vortrag des "Weberliedes" von Heinrich Heine und des "Badischen Wiegenliedes". Darin geht es um die Unterdrückung des Weberaufstandes beziehungsweise um den Preußenhaß nach der Niederschlagung der Revolution in Baden.

Nach den Wechselbädern der Gefühle fand der Abend jedoch einen versöhnlichen, beinahe zu pathetischen Ausklang. Mit abgewandelten Strophen von "Vaterlands Trost" zeichnete Schwarte den beschwerlichen Weg des deutschen Freiheitsgedankens bis zur Wiedervereinigung nach. Nicht ohne Blick in die Zukunft zu richten: "Walte bald, oh Freiheit, auf der ganzen Welt..."

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Westfalen-Blatt (Bielefeld) vom 29. Juli 1999

Revolutions-Ausstellung bekommt einen neuen "Klang"

"Freiheit, die ich meine" und mehr beim Liederabend

Die Lieder sind in Vergessenheit geraten, wenige Zeilen allenfalls bekannt. Solche wie "Freiheit, die ich meine..." oder "Die Gedanken sind frei..." Deshalb lädt das Historische Museum Bielefeld im Rahmen der Ausstellung "Für Freiheit und Recht" zu einem Liederabend "zur Erinnerung an die Revolution von 1848/49" am Samstag, 31. Juli, 19 Uhr, in den Historischen Saal der Volkshochschule ein.

Vorgetragen werden die Lieder von Dr. Johannes Schwarte aus Münster, begleitet am Flügel von Ralf Junghöfer und Bernd Schwertheim am Schlagzeug. Dr. Schwarte hat sich als Geschichtslehrer und passionierter Sänger intensiv mit der Erforschung des historisch-politischen Liedes befaßt und einen Teil der Lieder wieder "ausgegraben". Für Museumsdirektorin Dr. Cornelia Foerster ist es wichtig für das Gelingen der "doch sehr puristischen" Ausstellung, die Revolutionszeit auch auf andere Weise anschaulich zu machen. Schließlich waren 1848/49 Lieder und Karikaturen die Mittel, um das einfache Volk für die Ideen der Revolution zu begeistern. Cornelia Foerster: "Ausbruch, Verlauf und Scheitern der Revolution wurden von zahlreichen Liedern begleitet und kommentiert".

So hat etwa Ferdinand Freiligrath den Deutschen ihre "Marseillaise" zu geben versucht, indem er auf die Melodie der französischen Nationalhymne einen deutschen Text verfaßt. Und auf die Farben Schwarz-Rot-Gold, die spätestens seit dem Hambacher Fest von 1832 als Symbol des Einigungsverlangens der Deutschen galten, hat Freiligrath einen Text verfaßt, der von der Sorge diktiert ist, die Deutschen könnten mit ihrer Revolution "halbe Sache" machen.

Dias mit Gemälden, Karikaturen, Aufnahmen von historischen Schauplätzen erweitern die Lieder zu einem "Hör-Bild".

 

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Presse-Echo zum Programm Nr. 7

Münstersche Zeitung vom 09. Mai 2005

Nachdenken erwünscht

Lieder gegen Nazis

Das Lied von der Loreley hatte das Publikum gestern in Münsters Landeshaus so wohl noch nie gehört. Anstelle der Hymne von Friedrich Silcher und Heinrich Heine auf den Rhein mit der verführerischen Jungfrau auf dem Felsen wurde die Volksweise zu einer bitter-bösen Parodie. Die funkelnden Berge verwandelten sich in dieser Version zu wachsenden hölzernen Kreuzen – ein Aufschrei über die stetig größer werdende Opferzahl des verbrecherischen Größenwahns der Nationalsozialisten.

Der Auftritt des münsterschen Quartetts "Geschichte im Lied" kam mit dieser aus der Zeit der Nazi-Diktatur stammenden Karikatur an einen Wendepunkt ihres Vortrags, den der Deutsche Gewerkschaftsbund zum 60. Jahrestag des Kriegsendes ausrichtete. Sänger Johannes Schwarte, Sprecher Markus von Hagen, Pianist Ralf Junghöfer und Markus Stegmann am Schagzeug veranschaulichten den deutschen Enthusiasmus für die Weltkriege eindrucksvoll und dabei beklemmend durch Musik.

Welche Folgen die Kriegsbegeisterung der Deutschen dann spätestens während des Zweiten Weltkriegs hatte, erläuterte Sprecher Markus von Hagen zwischen den Musikeinlagen. Schwarte und seine Begleiter hatten Lieder aus den Konzentrationslagern zusammengetragen und verliehen so dem Elend und Irrsinn sein niederschmetterndes musikalisches Gesicht. Dabei ist besonders das Dachau-Lied und seine ironische Auseinandersetzung mit der menschenverachtenden KZ-Parole "Arbeit macht frei!" für den Sänger Schwarte immer wieder eine Qual, wie er nach dem Konzert gestand. Obwohl die Lieder für ihn sonst vor allem historische Quellen seien.

Die Loreley-Parodie und Karl Valentins 1943 entstandene musikalisch-kabarettistische Überlegung "Wenn ich einmal der Herrgott wär'", die auf humorvoll-makabre Weise alle Hoffnung fahren läßt, spielten die Musiker in der gleichen Art wie die Kriegslider zuvor: als elegische traurige Marschmusik, mit der sie zielsicher die Atmosphäre dieses Gedenktages an Millionen Tote trafen. Den Zuhörern war es dabei an die Hand gegeben, die feinen musikalischen Unterschiede zu erkennen. Nach- und Mitdenken erwünscht.

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Westfälische Nachrichten vom 9. Mai 2005

Politische Lieder aus 200 Jahren

Früher waren diese Lieder mit Gefängnis bedroht; heute werden sie öffentlich gesungen. Das Quartett "Geschichte im Lied" spannte gestern Vormittag einen musikalisch-historischen Bogen durch 200 Jahre deutscher Geschichte, der den Zuhörer beklommen entließ.

Initiator und Sänger Johannes Schwarte setzte bei den Liedern der Freien Breslauer Jäger im Kampf gegen die napoleonische Besatzung ein. Auch damals hatten flott gereimte Vierzeiler einen Werbeeffekt für das politische Ziel. An die Wand projizierte politische Karikaturen und Propagandaplakate erleichterten die Übergänge zur gescheiterten Revolution 1848 und zum Schicksalsjahr 1914.

Die 45 bismarckschen Friedensjahre hatten in großen Teilen der deutschen Jugend das Gefühl des Betrogenseins um das Kriegserlebnis hervorgerufen. Dieses entlud sich auch in den im Sommer 1914 spontan entstandenen rund 2000 Liedern und Gedichten als idealistische Überhöhung der Kriegsbegeisterung. Der Wechsel der gezeigten Bilder von der Propaganda zu den unendlichen Weiten der Soldatenfriedhöfe der Westfront vermittelten dem Publikum die dramatische Fehlsteuerung des öffentlichen Bewußtseins.

Die Entstehungsgeschichte der Lieder aus der düsteren KZ-Lagerwelt, vorgetragen von Markus von Hagen, ergaben in der Frühphase nach 1933 zunächst eine zynische Verwendung bekannter Heimatlieder als befohlenen Häftlingsgesang. Zunehmendes Wohlgefallen der Lagerleiter am Lagergesang führte zu Aufträgen für eigene Liedtexte bei den Inhaftierten, oft renommierten Musikern. Die parodistischen Elemente durften trotz der Beschränktheit der Bewacher nicht zu auffällig sein.

Prominenter Schreiber des Buchenwald-Liedes war der weltbekannte Librettist Fritz Löhner-Beda ("Land des Lächelns"), der später im Auschwitzer IG-Farben-Lager umgebracht wurde.

Es war eine eindrucksvolle Zusammenstellung, die sich deutlich abhob von den üblichen Betroffenheitsreden der Berufsempörer.

 

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Münstersche Zeitung vom 21. August .2009

Auftakt des Zweiten Weltkriegs

Gedenk-Liederabend

An den Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1.9.1939 will ein Liederabend im Cafe Arte (Königsstraße) erinnern. Unter dem Titel: "... unser armes Deutschland liegt im Sterben" laden Johannes Schwarte (Konzeption, Texte und Gesang), Markus von Hagen (Sprecher und Rezitator) sowie Jürgen Bleibel (Klavier) am 1. September (Dienstag) um 19.30 Uhr ein.

Viele vergessene, ungehörte, aber geschichtlich überaus interessante Lieder und Texte hat das ausführende Terzett für sein Programm ausgegraben. So schildern das "Sachsenhausen-Lied", das "Buchenwald-Lied" und das "Dachau-Lied" auf ironisierende Weise das Leben im KZ. Das Lied "Ich bin Soldat, doch ich bin es nicht gerne", richtet eine Absage an das Soldatenturn und den Militarismus. In "Wenn ich einmal der Herrgott wär'" lässt sich Karl Valentin über Krieg und menschliche Unvernunft aus. Ein Parodien-Potpourri richtet seinen Blick auf die Nazi­Bonzen, den Krieg, das Soldatenleben und die Lage Deutschlands.

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Münstersche Zeitung vom 3. September 2009

Die Grabkreuze der Moorsoldaten

Liederabend zum Jahrestag des Weltkriegs

Von Günter Moseler

Sie ziehen, heben und schieben mit vereinten Kräften, stemmen sich mit den Beinen gegen den Boden, hieven schließlich den Schlagbaum aus seiner Verankerung, während andere feixend zusehen. Nur die locker geschulterten Gewehre wirken wie eine Drohung. Deutsche Soldaten, die am 1. September 1939 Grenzbefestigungen zu Polen beseitigen. Menschen als Vorboten einer der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte.

An solche Unheils-Fotografien musste man denken, als das Terzett „Geschichte im Lied“ in Münsters Café arte seinen Abend zur Erinnerung an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren startete. Johannes Schwarte hatte Texte und Gesang des Widerstands aus der Zeit des NS-Terrors zusammengestellt.

Brisante Texte

Die geschichtliche Zuordnung von Musik und Text, auch ihre ästhetische Brisanz, erläuterte Markus von Hagen mit präzisen Kommentaren zwischen den Liedern. Es waren beinahe lakonische Details, die den Hintersinn des Widerstands bezeugten. Während sie das berühmte Lied „Die Moorsoldaten“ sangen, das das Leben im Konzentrationslager Esterwegen und im Lager Börgermoor beschrieb, stachen die Häftlinge mit ihren Spaten in die Erde und ließen sie nach Ende des Liedes zurück. Im Torf blieben die Spaten wie Grabkreuze stecken.

Langer Blitzkrieg

Besonders in seiner zarten Schroffheit anrührend wirkte der Gesang von Johannes Schwarte. Seine Stimme strahlte in jedem Takt Energie aus. Dem ungenannten Schicksal von Komponisten und Dichtern verlieh seine Intensität unantastbare Authentizität. Jürgen Bleibel am Klavier begleitete ihn in den Marschpartien mit ruppiger Wucht. Im Parodien-Potpourri zogen bekannte Schlager und Volkslieder vorüber, die allesamt die schamlose Scheinhaftigkeit nazistischer Parolen entlarvten: „Blitzkrieg hat man uns versprochen, nun dauert’s schon x Wochen“. Ein bedeutender Abend.

 

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Westfälische Nachrichten vom 5. September 2009

Gesänge in dunkelster Zeit

Von Arndt Zinnkant

„In finsteren Zeiten - wird da auch gesungen werden? Da wird auch gesungen werden - von finsteren Zeiten.“ Das Brecht-Zitat stellte Johannes Schwarte seinem Liederabend als Motto voran. Vor 70 Jahren, am 1. September 1939, stürzte Hitler mit dem Beginn des Krieges die Welt in Finsternis - und dennoch wurde gesungen. Auch in den Konzentrationslagern. Auf Befehl der Peiniger und auch aus seelischer Not heraus. Lieder können viel erzählen über die Zeit, aus der sie stammen. Diejenigen, die Johannes Schwarte zusammengetragen hatte, hatten die Kraft, dem Grauen über 70 Jahre hinweg den Puls zu fühlen.

Bei früheren Anlässen fesselte Schwarte die Sinne mittels passender Diaprojektionen (500 Fotos und Karikaturen), während ein Schlagzeuger den kriegerischen Takt schlug. Im Café Arte musste auf Projektionen verzichtet werden; die Aura von Krieg und Gefangenschaft war so schwerer zu beschwören, doch es gelang. Markus von Hagen las die erläuternden Texte mit immenser Einfühlung, und Pianist Jürgen Bleibel schlug den Rhythmus so martialisch in die Tasten, dass die Zuhörer gebannt lauschten. Dies Terzett „Geschichte im Lied“ hätte mehr Publikum verdient.

Warum im Konzentrationslager Gesang befehlen? Um den Geist zu brechen mit jener Musik, die er liebt. So wurden bereits 1933 im emsländischen KZ Esterwegen „Die Moorsoldaten“ mit Spaten und eingängigem Refrain ins Moor geschickt (das „Wolgalied“ stand Pate). Sogar die Aufseher stimmten bei diesem perversen „Zirkus Konzentrazani“ singend mit ein. Nicht weniger pervers war die Logik, mit der nun drei weitere KZ-Kommandanten nach einer eigenen „Hymne“ verlangten. Das „Buchenwald-Lied“ brachte es zu landesweiter Bekanntheit: „O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen, weil du mein Schicksal bist“. Die Zeilen stammten vom Häftling Fritz Löhner-Beda, der auch Léhars „Land des Lächelns“ getextet hatte.

Kehrseite der Medaille waren grimmige Schlager-Parodien von anonymer Hand, die ohne Schwartes Forschung heute nicht zu hören wären. „Unter der Laterne vor der Reichskanzlei“, da stand nicht mehr Lili Marleen, da baumelte der Führer zu Lilis Melodie am Galgen - so, wie die Karikaturisten-Feder es ebenfalls erträumte. Johannes Schwarte sang dies alles fern der Aura des Kunstliedes. Und beim jiddischen Todesgesang hüllte er den Raum in Dunkelheit.

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Dülmener Zeitung vom 23.11.2014

Nachdenkliches Konzert in Hiddingsel - Musikalische Geschichtsstunde

Hiddingsel. „Wir lieben die Stürme“, war der Titel einer außergewöhnlichen Veranstaltung des Kulturforums Hiddingsel.




Nachdenkliches Konzert in Hiddingsel : Musikalische Geschichtsstunde
Musik, Worte und Bilder präsentierte ein Quartett in Hiddingsel. Foto: Felix Waligura

Das Quartett mit Dr. Johannes Schwarte, zuständig für Texte, Bildauswahl, Gestaltung und Gesang, Markus von Hagen als Sprecher und Rezitator, Ralf Junghöfer am Klavier und Dominik Hahn, Schlagzeug, präsentierten Lieder, Texte und Bilder im Gedenken an den Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914.

Nach Begrüßung der Gäste eröffnete das Trio Schwarte, Hahn, Junghöfer mit „Heil dir im Siegerkranz“ den musikalischen Teil des Abends.

Die parallel gezeigten Bilder auf einer Großleinwand von der Gründung des Kaiserreichs am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal zu Versailles bis zu dessen Untergang mit der Ausrufung der Republik am 9. November 1918 visualisierten Glanz und Prunk am kaiserlichen Hof in Berlin sowie das soziale Elend eines Großteils der Bevölkerung infolge der Industrialisierung.

Mit Zitaten von zeitgenössischen Größen aus Politik und Gesellschaft unterschiedlichster Couleur analysierte der Rezitator Markus von Hagen mit scharfer Zunge die Inhalte der vorgetragenen Lieder.

Die ganze Geschichte bringt die DZ am Montag in Print und E-Paper.


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Dülmener Zeitung vom 25.11.2014

Musikalische Geschichtsstunde

Vom Glanz und Elend des Kaiserreichs

Von Felix Hüsch Waligura

Hiddingsel. "Wir lieben die Stürme" war der Titel einer außergewöhnlichen Veranstaltung des Kulturforums Hiddingsel.

Das Quartett mit Dr. Johannes Schwarte, zuständig für Bildauswahl, Gestaltung und Gesang, Markus von Hagen als Sprecher und Rezitator, Ralf Junghöfer am Flügel und Dominik Hahn, Schlagzeug, präsentierte Lieder, Texte und Bilder im Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914.

Nach der Begrüßung der Besucher eröffnete das Trio Schwarte, Hahn, Junghöfer den musikalischen Teil des Abends. Die parallel gezeigten Bilder auf einer Großleinwand von der Gründung des Kaiserreichs am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal zu Versailles bis zu dessen Untergang mit der Ausrufung der Republik am 9. November 1918 visualisierten Glanz und Prunk am kaiserlichen Hof in Berlin sowie das soziale Elend eines Großteils der Bevölkerung infolge der Industrialisierung.Mit Zitaten von zeitgenössischen Größen aus Politik und Gesellschaft unterschiedlichster Couleur analsysierte der Rezitator Markus von Hagen mit scharfer Zunge die Inhalte der vorgetragenen Lieder.

Vom "Heil dir im Siegerkranz" bis "Wenn wir den Krieg gewonnen hätten" sang sich der Bariton Dr. Johannes Schwarte duch das kriegsverherrlichende und pazifistische Repertoire des deutschen Kaiserreichs.

Als spannend, unterhaltsam, kurzweilig und sehr informativ erwies sich die Geschichtsstunde, die über 90 Minuten mit bekannten und weniger bekannten Details zurhistorischen Entwicklung des Ersten Weltkriegs führte und den einen oder anderen Besucher nachdenklich weerden ließ, was die eigene Sangeslust verschiedener Lieder des Abends in seiner Jugendzeit betraf.

4. Hinweise auf Konzerte